Disziplin? Oh ja! Humor? Oh nein! Sind die Deutschen so? Schau dir die 25 Klischees genauer an. Welches stimmen?
Dazu passend
1. In deutschen Gärten stehen kleine Figuren
Der Gartenzwerg ist ein klassisches Symbol für deutsche Klischees. Die ersten kamen wahrscheinlich wirklich aus Deutschland. Sie wurden vor 120 Jahren in Thüringen hergestellt. In deutschen Gärten stehen heute rund 25 Millionen davon. Weil diese aber fast immer in Gruppen zusammenstehen, heißt das: In den meisten der 17 Millionen Gärten im Land steht kein Gartenzwerg. Außerdem stehen die Figuren inzwischen auch in vielen anderen Ländern. Typisch deutsch ist der Gartenzwerg deshalb nicht, sagt die Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge. Die sitzt übrigens in der Schweiz.
2. Die Deutschen haben keinen Humor
Die Deutschen leiden unter Weltschmerz, sagt der Kulturwissenschaftler Rainer Stollmann. Für Humor ist da kein Platz. Denn so typisch wie für Italien der Barock ist für Deutschland die Romantik. Und das war eine ernste Sache. Dieser Ernst ist auch 200 Jahre später typisch für die deutsche Kultur, sagt der Experte. Trotzdem gibt es in Deutschland viele Komiker. Weil aber die Welt glaubt, dass die Deutschen keinen Humor haben, haben deutsche Komiker auch wenig internationalen Erfolg, glaubt Stollmann.
Manches, was als Klischee über sie bekannt ist, fehlt den Deutschen wirklich, wenn sie längere Zeit in einem anderen Land leben.

3. Die Deutschen sind fleißig
So viel arbeiten die Deutschen gar nicht. Mit durchschnittlich 35 Arbeitsstunden pro Woche lagen sie 2014 unter dem europäischen Durchschnitt von 37 Stunden. Viel mehr gearbeitet wird in der Türkei mit fast 48 Stunden. In den Niederlanden arbeiten die Menschen weniger als die Deutschen. Dort sind es im Durchschnitt nur 30 Stunden. Mit mindestens 20 Urlaubstagen im Jahr haben die Deutschen viele freie Tage. Aber der internationale Vergleich zeigt: So viel ist das auch wieder nicht. Die Brasilianer, Finnen und Franzosen haben zehn Tage mehr Mindesturlaub als die Deutschen. Chinesen und Kanadier haben jeweils aber nur zehn Tage Mindesturlaub – und in den USA gibt es gar keinen Mindesturlaub.
4. Die Deutschen können nicht feiern
Die Deutschen sind partyfaul. 62 Prozent haben in einer Umfrage gesagt, dass sie weniger als einmal im Monat auf eine Party gehen. Zwölf Prozent gehen nie. Nur zwei Prozent besuchen mehr als vier Partys pro Monat. Und statt auf eines der vielen Volksfeste gehen die Deutschen lieber auf private Feste. Aber: Einmal im Jahr ist im Rheinland nichts wie sonst. Dann feiern die Menschen dort den Karneval so intensiv wie in kaum einer anderen deutschen Region. Und in München gibt es das Oktoberfest. Es ist das populärste Volksfest der Welt – und eine große Party.
5. Die Deutschen sind groß, blond und blauäugig
Der römische Historiker Tacitus hat vor 2000 Jahren geschrieben: Die Germanen haben rotblonde Haare und sind groß. Das war der Anfang des Mythos vom großen, blonden Deutschen. Ob Tacitus damals recht hatte, ist nicht sicher. Sicher ist aber: In Deutschland gibt es heute alle Haar- und Augenfarben der Welt. Schon deshalb, weil inzwischen jeder fünfte Deutsche ausländische Wurzeln hat.
6. Die Deutschen sind pünktlich
Die Uhr diktiert den Lebensrhythmus in Deutschland auf die Minute genau: Busse fahren zum Beispiel um 14.13 Uhr oder 17.18 Uhr. Wird es 14.15 Uhr, 17.20 Uhr oder noch ein paar Minuten später, werden die ersten Wartenden an der Bushaltestelle nervös. Kommt der Bus zu spät, kann das für viele Deutsche nämlich ein Problem werden. Dann kommen sie vielleicht zu spät zu einem Termin. Das gilt als sehr unhöflich. Die Deutschen schimpfen auch sehr gern über die Unpünktlichkeit der Bahn. Die nimmt es mit der Pünktlichkeit doch wieder nicht so genau: In ihrer Statistik gelten auch Züge als pünktlich, die bis fünf Minuten und 59 Sekunden später ankommen, als es im Fahrplan steht.

7. Die Deutschen tragen traditionelle Kleidung
Dirndl und Lederhose sind in Deutschland bei manchen Menschen wirklich populär. Die tragen sie dann bei traditionellen Terminen, im Trachtenverein und manchmal auf Festen. Ein Dirndl auf einer Hochzeit in Bayern oder auf einem Volksfest ist normal. Aber ein Blick in deutsche Fußgängerzonen zeigt, was die meisten Deutschen im Alltag tragen: Jeans und T-Shirt, wie die Menschen überall in der westlichen Welt.
8. Die Deutschen lassen sich die Haare unter den Armen wachsen
1983 waren Nenas „99 Luftballons“ ein Welthit. Ihre Achselhaare waren es nicht. Die zeigte die Sängerin in den 80er-Jahren trotzdem jedem. Heute stimmt das Klischee von den Deutschen mit den langen Achselhaaren nicht mehr. 71 Prozent der Frauen rasieren sie sich, bei Männern sind es 43 Prozent.
9. Die Deutschen tragen in Sandalen Socken
Kaum eine Kleiderkombination gilt als so deutsch wie Socken in Sandalen. Das wissen die Deutschen selbst. Socken in Sandalen nennen sie selbst immer wieder als Beispiel, wenn es um schlechten Geschmack in Deutschland geht. Auf der Straße sieht man im Sommer wirklich Menschen, die die Kombination tragen. Und in einer Umfrage haben zehn Prozent gesagt, dass es in Ordnung ist, das im Urlaub so zu tragen. Seit ein paar Jahren ist eine spezielle Variante der Schuhe aus Deutschland auch in anderen Ländern populär: Modefans in Mailand und Kopenhagen lieben die breiten Birkenstock-Sandalen aus Neustadt (Wied) in Rheinland-Pfalz. Aber sie tragen keine Socken dazu.
10. Die Deutschen lieben ihr Auto
Jeder zweite Deutsche hat ein eigenes Auto. „Des Deutschen liebstes Kind“ ist es, sagt eine Redewendung. Die meisten werden wirklich sehr emotional, wenn es um einen Motor und vier Reifen geht: „Ich liebe mein Auto“, sagen 69 Prozent. 18 Prozent haben einen Kosenamen für ihr Auto. Aber: Für 71 Prozent ist es nur ein alltäglicher, praktischer Gegenstand. Und in Städten haben immer weniger Leute ein eigenes Auto.
11. Neue Freunde finden die Deutschen nicht so schnell
Neue Leute kennenlernen? Einfach so mit Fremden reden? Lieber nicht. Die Deutschen gelten als reserviert. Das sind sie auch. Auf Partys und Festen halten sie sich lieber an Bekannte. In einer Umfrage haben 83 Prozent gesagt, dass sie auf Festen Leute suchen, die sie schon kennen. Mit denen unterhalten sie sich dann die meiste Zeit. Weniger als die Hälfte geht auf Fremde zu.
12. Die Deutschen sind Dichter und Denker
58 Prozent der Deutschen haben mehr als 50 Bücher im Regal. Besonders viel lesen die Menschen im Norden und im Südwesten. Jeder fünfte Deutsche schreibt manchmal auch selbst ein Gedicht. Davon leben können aber die wenigsten. Besonders gut bezahlt ist die Kunst im Land von Goethe und Schiller nämlich nicht. Und auch Denker in der Wissenschaft haben es nicht immer leicht: Zwar haben deutsche Universitäten ein gutes Image. Aber junge Wissenschaftler kritisieren schlechte Arbeitsbedingungen. Viele gehen deshalb in die Schweiz oder in die USA.

13. Die Deutschen organisieren sich im Verein
In Deutschland gibt es mehr als 580 000 Vereine – fünfmal so viele wie noch vor 60 Jahren (siehe Deutsch perfekt 10/2014). Die Menschen treffen sich, um zusammen Musik zu machen, engagieren sich in der freiwilligen Feuerwehr oder teilen ihre Freude am Sport. Die meisten Vereine sind Sportvereine, nämlich 25 Prozent. Mehr als jeder Zweite ist Mitglied in einem Verein.
14. Die Deutschen trinken am liebsten Bier und essen Wurst und Kartoffeln
Die Deutschen trinken gerne Bier. Noch lieber aber trinken sie Wein. In einer Umfrage haben 57 Prozent gesagt, dass sie sich eher für Wein als für Bier entscheiden. In der gleichen Umfrage sagten 70 Prozent, dass sie am liebsten deutsche Gerichte essen. Aber auch die italienische Küche schmeckt den Deutschen. So ist das populärste Gemüse die Tomate (siehe Deutsch perfekt 5/2015). Auch Kartoffeln sind immer noch populär. Aber nicht mehr so populär wie früher. 1995 aß jeder Deutsche im Durchschnitt 73 Kilogramm Kartoffeln. 2014 waren es noch 58.
15. Die Deutschen sind ein Volk der Sparer
Die Zinsen sind niedrig. Wer spart, hat also wenig davon. Deshalb geben die Deutschen ihr Geld inzwischen lieber aus. Sie konsumieren so viel wie seit 13 Jahren nicht mehr. Experten sagen: Das liegt auch daran, dass die meisten keine Angst um ihren Arbeitsplatz haben. Weil es immer mehr alte und immer weniger junge Menschen im Land gibt, die die Renten zahlen, werden die Deutschen auch immer weniger Geld sparen, sagen die Experten. Deshalb werden 2020 die Deutschen im Durchschnitt nur noch sieben Prozent ihres Einkommens sparen. Noch sind es circa neun Prozent.
16. Safety is very important to Germans
Better safe than sorry – that’s the motto of 52 per cent of Germans. 80 per cent have household insurance, which they use to insure the items in their household. 72 per cent have private liability insurance. It is supposed to pay if someone accidentally breaks someone else’s things.

17. In Deutschland ist das Wetter schlecht
Die Deutschen beschweren sich gern übers Wetter. Im Sommer scheint die Sonne nicht oft genug. Wenn sie aber scheint, ist es viel zu heiß. Und im Winter ist es zu kalt. Die meisten Sonnenstunden hat der Deutsche Wetterdienst in Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) gemessen: 1950. Die wenigsten Sonnenstunden (1197) waren es auf dem Kahlen Asten, einem Berg in Nordrhein-Westfalen. Zum Vergleich: Im Sonnenland Italien liegt die Sonnenscheindauer im Norden bei 1250 Stunden. Das ist gar nicht so viel mehr.
18. Die Deutschen stehen früh auf
Früh aufstehen ist populär in Deutschland. So wirbt Sachsen-Anhalt für sich mit dem Slogan „Wir stehen früher auf“. Die meisten großen Supermärkte öffnen um 7 oder 8 Uhr – kurz nachdem die Deutschen wach sind. Der durchschnittliche Deutsche steht nämlich um 6.30 Uhr auf.
19. In Deutschland funktioniert alles
Der neue Berliner Flughafen war ein Prestigeprojekt: Eigentlich sollte er schon 1997 eröffnen. Aber immer wieder gab es Probleme. Bis heute wurden rund 20 Mal neue Termine für die Eröffnung genannt. Die Kosten stiegen von einer auf mehr als fünf Milliarden Euro. Fertig ist der Flughafen immer noch nicht. Die Deutschen fragen sich, wie so etwas bei ihnen passieren kann. Sie sind nämlich stolz, dass sonst eigentlich alles gut organisiert ist und funktioniert.
20. Die Deutschen reisen am liebsten nach Mallorca
Die Deutschen reisen viel. Im letzten Jahr haben die 80 Millionen Menschen im Land 70 Millionen Urlaubsreisen gemacht. Noch mehr Reisende zählt nur China, dass die Deutschen 2012 vom ersten Platz der Statistik gestoßen hat. Jeder Dritte macht am liebsten in der Heimat Urlaub. Das populärste Reiseziel der Deutschen im Ausland ist aber wirklich das Mittelmeer. 4,1 Millionen Deutsche waren im letzten Jahr auf den Balearen, zu denen Mallorca, Ibiza und Formentera zählen.
21. Die Natur ist den Deutschen besonders wichtig
Müll ist in Deutschland eine ernste Sache. Der wird genau getrennt: Plastik hierhin, Papier dorthin. Leere Glasflaschen landen in Containern an der Straße. Dort steht dann ein Container für braunes, einer für grünes und einer für weißes Glas. Auch sonst ist den Deutschen Umweltschutz wichtig: Jeder Zweite kauft möglichst energiesparende Lampen. Bei Waschmaschine und Kühlschrank wollen 46 Prozent ein energiesparendes Gerät. Fast jeder fünfte Deutsche kauft ökologische Putzmittel.
22. Die Deutschen feiern Weihnachten im Schnee
Weihnachten ist das wichtigste Fest in Deutschland. Zwischen dem frühen Nachmittag des 24. und dem 26. Dezember steht fast alles still. Schon in den Tagen davor sind die Meteorologen gefragt wie nie. Liegt an Weihnachten Schnee oder nicht? Viele Deutsche wünschen sich weiße Weihnachten. Der Schnee gehört für sie zum Fest. Aber an diesen Tagen liegt selten Schnee. Von den großen Städten hat München die höchste Chance auf weiße Weihnachten. Aber auch dort gibt es das nur in zwei von fünf Jahren.

23. Die Deutschen reservieren die besten Plätze am Pool
Früh morgens klingelt der Wecker. Sofort läuft eine Gruppe Deutscher über den Hotelflur und macht dabei ziemlich viel Lärm. Im Vorbeigehen nehmen die halb nackten Männer einem Kellner noch schnell alle Sandwiches vom Teller. Aber am Pool angekommen merken sie plötzlich: Heute ist ein kultivierter Brite besser als sie. Er wirft sein Handtuch nämlich einfach vom Balkon auf die Liege und reserviert sie so für später. Der kurze Werbefilm einer englischen Biermarke spielt mit dem Klischee. Es ist nur eines von mehreren Videos auf YouTube, in denen Menschen sich über das deutsche Territorialverhalten am Pool lustig machen. „German Towel Brigade“ heißt ein anderes. Aber: Ein britisches Urlaubsportal hat genauer untersucht, wer eigentlich mehr Liegen am Pool reserviert. Das Ergebnis: Dass Briten im Urlaub eine Liege am Pool mit ihrem Handtuch reservieren, ist viel wahrscheinlicher.
24. Die Deutschen bleiben vor jeder roten Ampel stehen
Eine rote Ampel ist eine rote Ampel ist eine rote Ampel. Und über die fahren die Deutschen nicht. 14 Prozent der Deutschen fahren auch dann nicht, wenn die Ampel sehr, sehr lange rot bleibt. Sie kehren lieber um. 22 Prozent der Radfahrer und 71 Prozent der Fußgänger sehen das aber anders. Sie ignorieren die rote Ampel manchmal einfach.

25. Die Deutschen wissen alles besser
Wie geht es weiter mit Griechenland? Die Griechen sollen aus der Eurozone austreten. Mit dieser Idee hat sich der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble im Sommer nicht nur Freunde gemacht. Mit seiner Position erfüllte der Minister ein altes Klischee: Die Deutschen wissen alles besser. Sie sagen anderen gerne, wie sie etwas richtig machen oder was sie nicht tun dürfen, meint auch der kritische bayerische Liedermacher Konstantin Wecker. Er singt: „Jeder Deutsche ist a Lehrer und a Freizeitpolizist.“

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Letztes Update: März 15, 2023