25 deutsche Stereotypen, die du kennen musst

Veneta Miteva-Seidel
3. Dezember 2024
7 Minuten

Disziplin? Oh ja! Humor? Oh nein! Sind die Deutschen so? Sieh dir 25 bekannte Klischees genauer an. Welche davon sind wahr?

1. In deutschen Gärten gibt es kleine Figuren

Der Gartenzwerg ist ein klassisches Symbol für deutsche Klischees. Die ersten Zwerge kamen wahrscheinlich wirklich aus Deutschland. Sie wurden vor 120 Jahren in Thüringen hergestellt. Heute gibt es rund 25 Millionen von ihnen in deutschen Gärten. Aber weil sie fast immer in Gruppen zusammenstehen, bedeutet das, dass es in den meisten der 17 Millionen Gärten des Landes keinen Gartenzwerg gibt. Außerdem sind die Figuren inzwischen auch in vielen anderen Ländern zu finden. Der Gartenzwerg ist also nicht typisch deutsch, sagt die Internationale Vereinigung zum Schutz von Gartenzwergen. Sie hat ihren Sitz übrigens in der Schweiz.

2. Deutsche haben keinen Sinn für Humor

Die Deutschen leiden unter Weltschmerz, sagt der Kulturwissenschaftler Rainer Stollmann. Für Humor ist da kein Platz. Schließlich ist die Romantik so typisch für Deutschland, wie der Barock für Italien war. Und das war eine ernste Sache. Diese Ernsthaftigkeit ist auch 200 Jahre später noch typisch für die deutsche Kultur, sagt der Experte. Trotzdem gibt es in Deutschland viele Komödianten. Aber weil die Welt glaubt, dass die Deutschen keinen Sinn für Humor haben, haben deutsche Komiker auch wenig internationalen Erfolg, glaubt Stollmann.

Einige der Dinge, die als Klischees über sie bekannt sind, fehlen den Deutschen wirklich, wenn sie für längere Zeit in einem anderen Land leben.

3. Deutsche sind fleißig

Die Deutschen arbeiten gar nicht so viel. Mit durchschnittlich 35 Arbeitsstunden pro Woche lagen sie 2014 unter dem europäischen Durchschnitt von 37 Stunden. In der Türkei wird mit fast 48 Stunden viel mehr gearbeitet. In den Niederlanden arbeiten die Menschen weniger als die Deutschen. Dort liegt der Durchschnitt bei nur 30 Stunden. Mit mindestens 20 Urlaubstagen im Jahr haben die Deutschen reichlich freie Tage. Aber ein internationaler Vergleich zeigt, dass es nicht so viel ist. Die Brasilianer, Finnen und Franzosen haben zehn Tage mehr Mindesturlaub als die Deutschen. Die Chinesen und Kanadier hingegen haben jeweils nur zehn Tage Mindesturlaub - und in den USA gibt es überhaupt keinen Mindesturlaub.

4. Deutsche können nicht feiern

Die Deutschen sind feierfaul. 62 Prozent gaben in einer Umfrage an, dass sie weniger als einmal im Monat auf eine Party gehen. Zwölf Prozent gehen nie. Nur zwei Prozent besuchen mehr als vier Partys pro Monat. Und anstatt auf eines der vielen Volksfeste zu gehen, ziehen die Deutschen es vor, auf private Partys zu gehen.

Aber: Einmal im Jahr ist im Rheinland nichts mehr so, wie es einmal war. Dann feiern die Menschen dort den Karneval so intensiv wie in kaum einer anderen deutschen Region. Und in München gibt es das Oktoberfest. Es ist das beliebteste Volksfest der Welt - und eine große Party.

5. Deutsche sind groß, blond und blauäugig

Der römische Historiker Tacitus schrieb vor 2000 Jahren: Die Germanen haben rötlich-blondes Haar und sind groß. Das war der Beginn des Mythos vom großen, blonden Deutschen. Ob Tacitus damals Recht hatte, ist nicht sicher. Sicher ist jedoch, dass es in Deutschland heute alle Haar- und Augenfarben der Welt gibt. Schon allein deshalb, weil inzwischen jeder fünfte Deutsche ausländische Wurzeln hat.

6. Deutsche sind pünktlich

Die Uhr diktiert den Lebensrhythmus in Deutschland auf die Minute genau: Busse fahren zum Beispiel um 14:13 Uhr oder 17:18 Uhr ab. Wenn es 14:15 Uhr, 17:20 Uhr oder sogar ein paar Minuten später wird, werden die ersten Leute, die an der Bushaltestelle warten, nervös. Wenn der Bus Verspätung hat, kann das für viele Deutsche zum Problem werden. Dann könnten sie zu spät zu einem Termin kommen. Das wird als sehr unhöflich angesehen.

Die Deutschen beschweren sich auch gerne über die Unpünktlichkeit der Züge. In ihrer Statistik gelten auch Züge als pünktlich, die bis zu fünf Minuten und 59 Sekunden später ankommen als im Fahrplan angegeben.

7. Deutsche tragen traditionelle Kleidung

Dirndl und Lederhosen sind bei einigen Menschen in Deutschland sehr beliebt. Sie tragen sie bei traditionellen Terminen, im Trachtenverein und manchmal auf Festen. Ein Dirndl bei einer Hochzeit in Bayern oder bei einem Volksfest ist normal. Aber ein Blick in die deutschen Fußgängerzonen zeigt, was die meisten Deutschen im Alltag tragen: Jeans und ein T-Shirt, wie die Menschen überall in der westlichen Welt.

8. Deutsche lassen ihre Haare unter den Armen wachsen

1983 war Nenas "99 Luftballons" ein weltweiter Hit. Ihre Achselhaare waren es nicht. Trotzdem hat die Sängerin sie in den 80er Jahren allen gezeigt. Heute stimmt das Klischee der Deutschen mit langen Achselhaaren nicht mehr. 71% der Frauen rasieren sich die Achseln, verglichen mit 43 Prozent der Männer.

9. Deutsche tragen Socken in Sandalen

Kaum eine Kleidungskombination wird als so deutsch angesehen wie Socken in Sandalen. Die Deutschen selbst wissen das. Sie selbst führen Socken in Sandalen immer als Beispiel an, wenn es um schlechten Geschmack in Deutschland geht. Auf der Straße im Sommer sieht man tatsächlich Leute, die diese Kombination tragen. Und in einer Umfrage sagten zehn Prozent, dass es in Ordnung ist, sie im Urlaub so zu tragen.

Seit ein paar Jahren ist eine spezielle Version der Schuhe aus Deutschland auch in anderen Ländern beliebt: Modefans in Mailand und Kopenhagen lieben die breiten Birkenstock-Sandalen aus Neustadt (Wied) in Rheinland-Pfalz. Aber sie tragen keine Socken dazu.

Menschen, die die Straße auf einem Zebrastreifen überqueren

10. Die Deutschen lieben ihre Autos

Jeder zweite Deutsche hat sein eigenes Auto. "Des Deutschen liebstes Kind" ist es, sagt ein Sprichwort. Die meisten werden richtig emotional, wenn es um einen Motor und vier Reifen geht: "Ich liebe mein Auto", sagen 69 Prozent. 18 Prozent haben einen Kosenamen für ihr Auto. Aber: Für 71 Prozent ist es einfach ein alltäglicher, praktischer Gegenstand. Und in den Städten haben immer weniger Menschen ein eigenes Auto.

11. Deutsche finden nicht schnell neue Freunde

Neue Leute kennenlernen? Einfach mit Fremden reden? Lieber nicht. Deutsche gelten als zurückhaltend. Und das sind sie auch. Auf Partys und Festivals bleiben sie lieber bei Leuten, die sie kennen. In einer Umfrage gaben 83 Prozent der Befragten an, dass sie auf Partys nach Leuten suchen, die sie bereits kennen. Sie verbringen dann die meiste Zeit damit, sich mit ihnen zu unterhalten. Weniger als die Hälfte spricht Fremde an.

12. Deutsche sind Dichter und Denker

58 Prozent der Deutschen haben mehr als 50 Bücher in ihrem Regal stehen. Die Menschen im Norden und Südwesten lesen besonders viel. Jeder fünfte Deutsche schreibt manchmal selbst ein Gedicht. Allerdings können nur sehr wenige davon leben. Kunst wird im Land von Goethe und Schiller nicht besonders gut bezahlt.

Und auch die Denker in der Wissenschaft haben es nicht immer leicht: Die deutschen Hochschulen haben zwar ein gutes Image. Aber junge Wissenschaftler/innen kritisieren die schlechten Arbeitsbedingungen. Deshalb gehen viele in die Schweiz oder in die Vereinigten Staaten.

13. Deutsche organisieren sich in Vereinen

In Deutschland gibt es mehr als 580.000 Vereine - fünfmal so viele wie noch vor 60 Jahren. Die Menschen treffen sich, um gemeinsam zu musizieren, sich bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren oder ihre Freude am Sport zu teilen. Die meisten Vereine sind Sportvereine, nämlich 25 Prozent. Mehr als jeder Zweite ist Mitglied in einem Verein.

14. Deutsche bevorzugen Bier und Wurst mit Kartoffeln

Die Deutschen trinken gerne Bier. Aber sie mögen Wein noch mehr. In einer Umfrage sagten 57 Prozent, dass sie lieber Wein als Bier trinken würden. In der gleichen Umfrage sagten 70 Prozent, dass sie deutsches Essen bevorzugen. Aber die Deutschen mögen auch die italienische Küche. Das beliebteste Gemüse ist zum Beispiel die Tomate. Auch Kartoffeln sind immer noch beliebt. Aber nicht mehr so beliebt wie früher. Im Jahr 1995 aß jeder Deutsche durchschnittlich 73 Kilogramm Kartoffeln. Im Jahr 2014 waren es noch 58.

15. Die Deutschen sind ein Volk von Sparern

Die Zinssätze sind niedrig. Diejenigen, die sparen, haben also wenig davon. Deshalb geben die Deutschen ihr Geld jetzt lieber aus. Sie konsumieren mehr als in den letzten 13 Jahren. Experten sagen, das liegt auch daran, dass die meisten Menschen keine Angst haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

Weil es immer mehr alte und immer weniger junge Menschen im Land gibt, die die Renten bezahlen müssen, werden die Deutschen auch immer weniger Geld sparen, sagen die Experten. Deshalb werden die Deutschen im Jahr 2020 im Durchschnitt nur noch sieben Prozent ihres Einkommens sparen. Heute sind es noch rund neun Prozent.

16. Sicherheit ist den Deutschen sehr wichtig

Lieber auf Nummer sicher gehen - das ist das Motto von 52 Prozent der Deutschen. 80 Prozent haben eine Hausratversicherung, mit der sie die Gegenstände in ihrem Haushalt versichern. 72 Prozent haben eine private Haftpflichtversicherung. Sie soll zahlen, wenn jemand versehentlich die Sachen eines anderen kaputt macht.

17. Das Wetter in Deutschland ist schlecht

Die Deutschen beschweren sich gerne über das Wetter. Im Sommer scheint die Sonne nicht oft genug. Aber wenn sie doch scheint, ist es viel zu heiß. Und im Winter ist es zu kalt.

Der Deutsche Wetterdienst hat die meisten Sonnenstunden in Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) gemessen: 1950. Die wenigsten Sonnenstunden (1197) gab es auf dem Kahlen Asten, einem Berg in Nordrhein-Westfalen.

Zum Vergleich: Im Sonnenland Italien beträgt die Sonnenscheindauer im Norden 1250 Stunden. Das ist nicht so viel mehr.

18. Deutsche stehen früh auf

Früh aufstehen ist in Deutschland beliebt. Sachsen-Anhalt wirbt zum Beispiel mit dem Slogan "Wir stehen früher auf". Die meisten großen Supermärkte öffnen um 7 oder 8 Uhr morgens - kurz nachdem die Deutschen wach sind. Der durchschnittliche Deutsche steht sogar schon um 6:30 Uhr auf.

19. In Deutschland funktioniert alles

Der neue Berliner Flughafen war ein prestigeträchtiges Projekt: Eigentlich sollte er schon 1997 eröffnet werden. Doch immer wieder gab es Probleme. Bis heute wurden etwa 20 Mal neue Termine für die Eröffnung genannt.

Die Kosten stiegen von einer auf mehr als fünf Milliarden Euro. Der Flughafen ist immer noch nicht fertig. Die Deutschen fragen sich, wie ihnen so etwas passieren kann. Schließlich sind sie stolz darauf, dass alles andere eigentlich gut organisiert ist und funktioniert.

20. Deutsche reisen am liebsten nach Mallorca

Die Deutschen reisen viel. Im letzten Jahr haben 80 Millionen Menschen im Land 70 Millionen Urlaubsreisen unternommen. Nur China, das die Deutschen 2012 vom ersten Platz in der Statistik verdrängt hat, zählt noch mehr Reisende.

Jeder Dritte zieht es vor, zu Hause Urlaub zu machen. Doch das beliebteste Ziel der Deutschen im Ausland ist tatsächlich das Mittelmeer. 4,1 Millionen Deutsche verbrachten im vergangenen Jahr Zeit auf den Balearen, zu denen Mallorca, Ibiza und Formentera gehören.

21. Die Natur ist den Deutschen besonders wichtig

Müll ist in Deutschland eine ernste Angelegenheit. Er wird genau getrennt: Plastik hier, Papier dort. Leere Glasflaschen landen in Containern an der Straße. Es gibt einen Container für braunes Glas, einen für grünes Glas und einen für weißes Glas.

Umweltschutz ist den Deutschen auch in anderer Hinsicht wichtig: Jeder Zweite kauft, wenn möglich, Energiesparlampen. Wenn es um Waschmaschinen und Kühlschränke geht, wollen 46 Prozent ein energiesparendes Gerät. Fast jeder fünfte Deutsche kauft ökologische Reinigungsprodukte.

22. Die Deutschen feiern Weihnachten im Schnee

Weihnachten ist der wichtigste Feiertag in Deutschland. Zwischen dem frühen Nachmittag des 24. und 26. Dezember kommt fast alles zum Stillstand. Schon in den Tagen davor sind Meteorologen gefragt wie nie zuvor.

Wird es an Weihnachten Schnee geben oder nicht? Viele Deutsche wünschen sich eine weiße Weihnacht. Für sie gehört Schnee zu den Festtagen dazu. Aber an diesen Tagen gibt es selten Schnee. Von den großen Städten hat München die größte Chance auf weiße Weihnachten. Aber selbst dort passiert das nur in zwei von fünf Jahren.

23. Deutsche reservieren die besten Plätze am Pool

Früh am Morgen klingelt der Wecker. Sofort rennt eine Gruppe von Deutschen über den Hotelflur und macht dabei ziemlich viel Lärm. Als sie vorbeilaufen, nehmen die halbnackten Männer einem Kellner schnell alle Sandwiches vom Teller weg.

Doch als sie am Pool ankommen, stellen sie plötzlich fest, dass ein kultivierter Brite heute besser ist als sie. Er wirft sein Handtuch einfach vom Balkon auf die Liege und reserviert es für später.

Der kurze Werbespot für eine englische Biermarke spielt mit dem Klischee. Er ist nur eines von mehreren Videos auf YouTube, in denen sich Menschen über das deutsche Territorialverhalten am Pool lustig machen. "German Towel Brigade" ist der Name eines anderen. Aber: Ein britisches Urlaubsportal hat sich genauer angesehen, wer eigentlich mehr Liegen am Pool reserviert. Das Ergebnis: Die Briten reservieren im Urlaub viel eher eine Liege am Pool mit ihrem Handtuch.

24. Deutsche bleiben an jeder roten Ampel stehen

Eine rote Ampel ist eine rote Ampel ist eine rote Ampel. Und die Deutschen fahren nicht über sie hinweg. 14 Prozent der Deutschen fahren auch dann nicht, wenn die Ampel sehr, sehr lange rot bleibt. Sie kehren lieber um. 22 Prozent der Radfahrer und 71 Prozent der Fußgänger sehen das jedoch anders. Sie ignorieren die rote Ampel manchmal einfach.

25. Deutsche wissen alles besser

Wie geht es mit Griechenland weiter? Die Griechen sollten die Eurozone verlassen. Mit dieser Idee hat sich der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble im Sommer nicht nur Freunde gemacht. Mit seiner Position erfüllte der Minister ein altes Klischee: Die Deutschen wissen alles besser.

Sie sagen anderen gerne, wie sie etwas richtig machen oder was sie nicht tun sollen, meint der kritische bayerische Liedermacher Konstantin Wecker. Er singt: "Jeder Deutsche ist ein Lehrer und ein Freizeitpolizist".

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